8’760 Stunden - 365 Tage – ein Jahr

Liebe Eglisauerinnen und Eglisauer

Genau vor einem Jahr durfte ich mich als frischgebackener Gemeindepräsident das erste Mal, an genau dieser Stelle, an Sie wenden. Auch für meine Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat und der Verwaltung ist bereits ein ereignisreiches Jahr ins Land gezogen.

Die Einheitsgemeinde, das sich Einfinden in den Ressorts, das Kennenlernen von Mitarbeitenden, Prozessen und Abläufen, das hat uns alle – insbesondere die neuen Gemeinderätinnen und -räte – in diesem Jahr stark beschäftigt. Inzwischen spüren wir, dass wir so langsam eingefuchst sind und auch durchaus positiv bei der Bevölkerung durchdringen.

Vor 8'760 Stunden stand genau an dieser Stelle in grossen Lettern «Eglisau im Wandel». Ich glaube, spätestens nach 365 Tagen ist es allen Eglisauerinnen und Eglisauern bewusst, wie sehr wir uns immer weiter wandeln werden, müssen, dürfen, tun. Vieles mögen wir nicht, vieles ist dringend notwendig, aber das meiste ist auch richtig schön. Gestatten Sie mir, Sie auf eine kleine Reise in die Vergangenheit, zu einen kleinen Rückblick mitzunehmen?

Als Überraschungsgeschenk an die neue Legislatur kann man es zwar beileibe nicht bezeichnen, aber zumindest DIE Überraschung schlechthin erwartete uns grad in den ersten Amtswochen; das Geologische Tiefenlager für stark- und mittelradioaktive Abfälle soll in unserer Gegend entstehen.  Der Gemeinderat Eglisau wird dieses Jahrhundertprojekt der Nagra weiter kritisch begleiten.

Hohe Wellen warf im Januar dieses Jahres auch die geplante Sanierung und Umgestaltung der Ortsdurchfahrt. Der Gemeinderat versucht hier ebenfalls schon seit geraumer Zeit die Wogen zu glätten und für Eglisau das Optimum herauszuholen. Auch wenn es viele immer noch nicht glauben, wir können enorm viele Vorteile aus der Umgestaltung ziehen – wenn wir es richtig angehen. Wir werden uns beim Kanton weiter dafür einsetzen, dass viele unserer und Ihrer Einwände in die Realisierung einfliessen.

Natürlich steht die Umfahrung Eglisau im Gemeinderat zuoberst auf der «to do» Liste. Wir sind uns alle einig, erst diese wird das Verkehrschaos in Eglisau endlich der Vergangenheit angehören lassen. Diese Umfahrung allerdings wird erst die übernächste oder über-übernächste Legislatur einweihen können, so das Stimmvolk und die Umweltverbände dies ebenso unterstützen – da sind wir realistisch genug, dass wir hier die Früchte unserer Bemühungen nicht selbst ernten dürfen, da die politischen und rechtlichen Abläufe viel Zeit beanspruchen werden. Eine frühere Fertigstellung der Umfahrung bleibt wohl leider bloss Wunschdenken.

Wandeln wird sich auch die Gegend beim Schlafapfelbaum, wo am 14. April der Spatenstich stattfand. Inzwischen ist unser Sekundarschulhaus Schlafapfelbaum zwar noch nicht erkennbar, aber die Grösse langsam abschätzbar. Hier war durch die Einheitsgemeinde eine engere Zusammenarbeit im Rahmen der Baukommission möglich. Drei GemeinderätInnen und zwei SchulpflegerInnen sind von den Behörden im Bauausschuss vertreten und begleiten den Neubau eng. Erst kürzlich haben unsere Bemühungen auch das Stimmvolk überzeugt; wir betreiben auf dem neuen Schulhaus nun die Photovoltaik-Anlage selbst.

«Eglisau rettet Kinderkrippe» war in grossen Lettern unlängst in der Zeitung zu lesen. Auch der Kauf der Liegenschaft am Haldenweg 5 ist ein kleiner Erfolg der aktuellen Legislatur.

Fehlen wird in unserer Umgebung, allerdings kaum sichtbar, unsere Gemeinschaftsantennenanlage, welche der Souverän zum Verkauf freigegeben hatte. Eines von vielen Projekten, welches die alte Legislatur geplant hat und wir nun umsetzen durften. So auch die neue Parkierungsverordnung – die natürlich nicht von allen goutiert wurde. In diesem Zusammenhang waren wir mit vielen Reklamationen und Unmut konfrontiert. Auch dieser Wandel muss sich zuerst beweisen. Die heissen Monate sind bereits im Land angekommen und erst der durch die Massnahmen erreichte Einhalt der Besucherfahrzeuge, wird den Eglisauerinnen und Eglisauern die Richtigkeit dieses Entscheids bestätigen.

Nicht jeder Wandel ist von aussen auf den ersten Blick sichtbar. Im vergangenen Jahr gab es wichtige interne Veränderungen im Alterszentrum Weierbach, wo die Geschäftsleitungsstelle erfolgreich mit Thomas Bucher neu besetzt werden konnte.

Seit dem 1. Juli 2022 ist die schulergänzende Betreuung, welche in der Vergangenheit vom Verein Kinderhort Chugle geleistet wurde, im Ressort Bildung und somit im Schulbetrieb integriert. Im Zusammenhang mit der Einheitsgemeinde war die Zusammenführung aller Liegenschaften sowie den dazugehörigen Hauswartungen ein grosses Thema, welche nun über eine Stelle geführt werden. Eine weitere wichtige Zusammenführung fand im Bereich Forst statt. Hier haben die fünf Gemeinden Eglisau (mit einer Zustimmung von 96,47 Prozent!), Hüntwangen, Rafz, Wasterkingen und Wil, Buchberg und Rüdlingen ihre Forstreviere zu einem einzigen Anstaltsvertrag, dem Forstbetrieb Rafzerfeld, zusammengeführt. Und nach einer intensiven Aufarbeitungszeit erfolgte in den vergangenen Monaten die Fertigstellung des Kinder- und Jugendkonzepts Eglisau.

Etwas mehr Wärme in ihr Leben und eine stabilere Wohnraumsituation sollen die Vertriebenen aus den Kriegsgebieten bekommen. Der Konflikt in der Ukraine hat Eglisau, wie auch viele andere Gemeinden, an die Grenzen des Machbaren gebracht. Aber viele Menschen haben anderen Menschen in ihrer schlimmsten Zeit geholfen. Seit dem 1. Juni muss die Gemeinde weitere Flüchtlinge aufnehmen. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt stellt uns nicht nur im Asylwesen, sondern auch bei der Unterbringung von SozialhilfeempfängerInnen vor grosse Herausforderungen.

Lassen Sie mich noch etwas bei der Wärme bleiben. Ich spüre sehr viel davon in der Bevölkerung. Ich spüre, dass auch Sie etwas bewegen möchten und auch wenn Projekte nicht nach Ihrem Gusto verabschiedet werden, Sie uns allen immer noch viel Zuspruch schenken. Wir spüren den Rückhalt – das gibt uns die Kraft, welche wir täglich für unsere Herausforderungen benötigen. Es ist sehr schön zu erleben, dass Sie, liebe Eglisauerinnen und Eglisauer, uns wissen lassen, für wen wir das immerzu tun. Wir werden diesen Weg für Sie weiter gehen, die nächsten verbleibenden 26'280 Stunden, 1’095 Tage oder drei Jahre. Mindestens!

Roland Ruckstuhl
Gemeindepräsident