Vom Unterkommen zum Wohnen

Liebe Eglisauerinnen und Eglisauer

Wohnen Sie gerne in Eglisau? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Eglisau ist eine am stärksten gewachsene Gemeinde im Zürcher Unterland. Das bleibt nicht ohne Folgen für unseren Wohnraum. Dass Wohnraum in der Schweiz und im Kanton Zürich äusserst knapp ist und die Preise dementsprechend hoch, spüren wir auch hier bei uns. Am härtesten trifft diese Entwicklung Menschen in Notsituationen. Dementsprechend schwierig bis fast unmöglich ist es für die Gemeinde Eglisau, geeignete Unterbringungen für Flüchtlinge zu finden.

Dabei hat Eglisau, wie alle Gemeinden, den gesetzlichen Auftrag, Personen aus dem Asylbereich aufzunehmen. Waren es lange Zeit fünf Personen pro tausend Einwohnerinnen und Einwohner, hat der Zürcher Regierungsrat dieses Kontingent im April 2022 in Folge des Kriegs in der Ukraine auf 0,9 % erhöht. Nun steigt dieses Kontingent weiter an, auf 1,3 %. Das bedeutet, dass die Gemeinde Eglisau ab 1. Juni verpflichtet ist, 71 geflüchtete Personen aufzunehmen.

Bisher hat es die Gemeinde Eglisau glücklicherweise geschafft, Wohnungen von Privaten zu mieten. Auch haben zahlreiche Gastfamilien grosszügig Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Auf diese Weise konnten neu Angekommene immer untergebracht werden. Allerdings hat sich bereits im letzten Herbst abgezeichnet, dass sich die Situation weiter verschärft. Grund dafür war, dass private Vermieter von Wohnungen ihre Liegenschaften baulich aufwerten und auf dem freien Markt vermieten werden. Hinzu kam, dass mehrere Gastfamilien ihren Wohnraum wieder für sich selber nutzen wollten. Das führte immer häufiger zu Umplatzierungen. Flüchtlinge mussten in anderen, zum Teil teureren, Unterkünften untergebracht werden und auch der personelle Aufwand für die Wohnungssuche und Umzüge nahm noch mehr zu. Ein kostenintensiver und für alle Beteiligten unbefriedigender Zustand, der langfristig nicht tragbar ist.

Der Geschäftskreis Soziales der Gemeinde Eglisau hat darum im Auftrag der Sozialbehörde bereits im Herbst 2022 eine Arbeitsgruppe gegründet, um Lösungen für dieses Problem zu finden. Rückblickend ein weiser Schritt, wenn man bedenkt, dass seither das Kontingent für die Aufnahme von Flüchtlingen noch erhöht wurde und sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärft hat. Ziel der Arbeitsgruppe war, eine langfristige Lösung zu erarbeiten, bei der die Gemeinde unabhängig ist vom Wohnungsmarkt und vom freiwilligen Engagement von Gastfamilien. Weitere Anliegen der Arbeitsgruppe waren, dass die Kosten für die Unterbringung kalkulierbar sind, Flüchtlinge an einem Ort wohnen bleiben können und dadurch noch besser betreut werden. Nicht zuletzt sollte der Wohnraum für Flüchtlinge flexibel umgenutzt werden können, wenn sich die Situation im Asylbereich entspannen sollte.

Eine solche Lösung liegt nun auf dem Tisch in Form von Wohnunterkünften im Modulbau auf dem Areal Sandgrueb. Das Areal bietet den nötigen Platz, es gehört der Gemeinde und kann dadurch innert kurzer Zeit bebaut werden. In den geplanten Modulbauten kann die Mehrheit der 71 Flüchtlingen untergebracht werden. Ein Teil der Flüchtlinge wird nach wie vor in Wohnungen im Städtli wohnen bleiben. Die modulare Bauweise der Wohnunterkünfte in der Sandgrueb ermöglicht es, den Wohnraum zu erweitern oder anders einzuteilen, sollte sich der Bedarf verändern. So könnten zum Beispiel auch günstige Wohnungen entstehen, wenn das Kontingent der Asylsuchenden wieder sinkt. Oder die Unterkünfte könnten für andere kommunale Nutzungen verwendet werden. Obwohl es sich bei den Modulbauten um eine kostengünstige Bauweise handelt, die schnell realisiert werden kann, erfüllen sie die energetischen Auflagen und bieten einen guten Wohnkomfort für eine langfristige Lösung. Der Gemeinderat hat einen Kredit von Fr. 25'000.- gesprochen, um das Vorprojekt auszuarbeiten.

Mit der zur Verfügungstellung des Wohnraums allein ist es jedoch nicht getan. Wir streben für alle Flüchtlinge in Eglisau nicht nur eine stabile Wohnsituation, sondern auch eine gute Betreuung und ideale Voraussetzungen für eine gelungene Integration an. So hat die Arbeitsgruppe des Geschäftskreises Soziales ein umfassendes Betreuungs- und Integrationskonzept für die Wohnunterkünfte in der Sandgrueb erarbeitet. Ein gutes Miteinander mit den Anwohnern aber auch der Austausch mit der ganzen Bevölkerung ist uns ein grosses Anliegen. Das oberste Ziel bleibt, dass Flüchtlinge sich rasch integrieren und ein selbstbestimmtes und finanziell unabhängiges Leben führen können.

Wir sind verpflichtet, Flüchtlinge in Eglisau aufzunehmen. Diesen Auftrag möchten wir möglichst nachhaltig, flexibel und verantwortungsvoll erfüllen. Ab 1. Juni, wenn bis zu 71 Flüchtlinge nach Eglisau kommen, werden noch keine Modulbauten in der Sandgrueb stehen. Trotzdem werden wir in Eglisau allen Flüchtlingen eine Unterkunft bieten können. Der Gemeinde Eglisau ist es glücklicherweise noch einmal gelungen, genügend Plätze bereitzustellen. Wir hoffen aber, dass wir mit dem Projekt Sandgrueb bald eine nachhaltige Lösung haben werden. Nach Ausarbeitung des Vorprojekts werden wir Sie über die Ausgestaltung der Wohnunterkünfte und den politischen Prozess auf dem Laufenden halten.

Thomas Laufer
Vorsteher Ressort Soziales