Eine bewegende Zeit

Liebe Eglisauerinnen und Eglisauer

Es liest sich wie ein spannender Thriller. Die Berichterstattungen in den Medien zum geplanten Tiefenlager für schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle würden als Film eine packende Geschichte ergeben, die wir gespannt – mit einer grossen Tüte Popcorn – im Kino verfolgen würden… fände sie nicht unmittelbar vor unserer Haustüre statt.

Und die Zahlen dazu übersteigen die menschliche Wahrnehmung: Inbetriebnahme geplant im Jahr 2060, mindestens 10'000 Jahre dicht, ausgelegt für ein 1’000’000-jähriges Bestehen.

Und das zeigt auf, nie in der Geschichte der Schweiz war die Verantwortung einer Region grösser als mit diesem Entscheid. Eine Verantwortung, die wir uns notabene nicht selbst auferlegt haben, sondern uns zugeteilt wurde.

Fakt ist: Niemand von uns hat keinen Atomstrom bezogen, egal ob wir das gut finden oder nicht. Niemand hat sich den Ergebnissen der Forschung und Medizin entsagt, welche ebenfalls radioaktiven Abfall produzieren. Dass wir – oder eine künftige Generation – sich der Problematik des Entsorgens früher oder später stellen müssen, war uns allen bekannt. Jedoch nicht präsent.

Nun ist es also soweit, die Region Nördlich Lägern wurde als der sicherste Ort für ein Tiefenendlager auserkoren. Das nehmen auch wir vom Gemeinderat so zur Kenntnis. Allerdings vertrauen wir auf die Organe, welche nun zum Einsatz kommen und werden den Entscheid der Nagra penibel überprüfen. Damit unser aller Ziel erreicht wird; für die Bevölkerung eine sichere und akzeptable Lösung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle zu finden. 

An uns liegt es nun, aus dieser Pflicht eine Kür zu machen. Das Beste für unsere Region herauszuholen und uns solidarisch zu zeigen. Zusammen mit den anderen betroffenen Gemeinden setzen wir uns für eine faire Abgeltung, Entschädigungen aber auch für eine Stärkung des Zürcher Unterlands ein. Ja, auch wir haben Forderungen.

Der Gemeinderat erkennt aber auch die Chancen hinter dem Jahrtausendprojekt. Und daran werden wir arbeiten. Für Sie, für uns, für die künftigen Generationen.

In Anbetracht der oben genannten Jahreszahlen mutet es fast wie ein Wimpernschlag an, dass unserer «Krone» in ein paar wenigen Jahren endlich wieder Leben eingehaucht wird. Seit gut 10 Jahren fristet das Gebäude an der Untergass 4 ein tristes Dasein. Nun entstehen nebst einer Taverne auch neue Wohnungen. Das einst abgebrannte Nebengebäude an der Untergass 6 wird wieder auf die ursprüngliche Gebäudehöhe gezogen und dient der «Krone» neu als Ein- und Zugang. Wir können uns freuen; die neue «Krone» wird das Städtli ungemein bereichern und als Vorzeige-Fotosujet für alle Influencer dienen.

Apropos Fotografieren: Immer noch läuft unser Fotowettbewerb. Das Ziel ist, mit den eingereichten Bildern, unser vielfältiges Eglisau gut in Szene zu setzen. Also zücken Sie Ihre Kamera und lichten Ihren Lieblingsort ab. Sehr gerne auch Ihr eigenes Quartier. Ich bin sicher, Ihr fotografisches Auge lässt uns auch abseits der bekannten Motive, an wunderschönen Plätzen und Orten in ganz Eglisau teilhaben. 

Zum Schluss noch ein Augenmerk in eigener Sache:

Die kürzlich durchgeführte Bezirksrätliche Visitation – das ist vergleichbar mit einer Revisionsstelle – hat der Gemeinde Eglisau nur Bestnoten ausgestellt. Das ist für den Gemeinderat sehr erfreulich und gerne teile ich dies mit der Eglisauer Bevölkerung. Auch wenn vieles im Versteckten passiert und nicht immer offensichtlich ist, unsere Verwaltung macht einen grossartigen Job. Die alte Legislatur hat uns mit der Neuorganisation und einer vorausschauenden Strategie, ob der Einheitsgemeinde, ein äusserst gutes Fundament hinterlassen. Allerdings waren auch wir sehr positiv überrascht und zugegebenermassen auch etwas stolz, dieser Verwaltung vorzustehen. Und dies möchte ich mit allen Eglisauerinnen und Eglisauern teilen; unsere Behörde, die Verwaltung, das Werk und die Ämter arbeiten enorm gut für die gesamte Bevölkerung. Und das macht uns, obschon wir sicher noch nicht perfekt sind, zur Vorzeigegemeinde im Kanton. Vielen Dank dafür. Und nicht zuletzt spüren Sie, liebe Eglisauerinnen und Eglisauer, dies irgendwie täglich auch. Wie gesagt, vielleicht auch nur im unbewussten Versteckten.

 

Roland Ruckstuhl
Gemeindepräsident Eglisau