Skulpturen ziehen in die Begegnungszone ein

  • Dossier: BGK Städtli

Bestandteil der Begegnungszone im Städtli sind verkehrsberuhigende Elemente, die an 12 Standorten als Kunstobjekte realisiert werden sollen. Wo bis jetzt provisorisch Pfosten standen, montiert der Eglisauer Steinbildhauer Ruedi Mösch im April seine Skulpturen für die kommenden 12 Monate und macht so den Auftakt zur Wechselausstellung.

Eine Meditierende vor dem Gemeindehaus

Es sind vorwiegend Skulpturen aus Jurakalk, einzelne Stücke hat der Steinbildhauer aus Kersantit gefertigt. Der Jurakalk stammt hauptsächlich vom Steinbruch in Steinmaur, wo sich auch Möschs Atelier befindet. Ruedi Mösch arbeitet seit vielen Jahren im stillgelegten Steinbruch, hauptsächlich an Skulpturen aus Stein. Seine Vorliebe gilt dem menschlichen Körper, dabei hat er anfangs vor allem männliche Skulpturen gefertigt. Erst mit der Zeit sind auch Damen hinzugekommen, wie etwa die Skulptur «Meditation», die vor seinem Atelier im Regen sitzt und bald einen prominenten Platz vor dem Bollwerk erhält. In Gedanken versunken sitzt sie da – ein starkes Symbol für den Standort zwischen Gemeindehaus, wo die Gemeinderäte ein- und ausgehen, und dem Parkhaus Bollwerk.

Kunst und Leuchtreflektoren

Eine Ausstellung in einer Begegnungszone hat schon ihre Eigenheiten. Die Skulpturen dürfen nicht schwerer als 500 kg sein und sollten auch die Sockel von 60 x 60 cm seitlich nicht überragen. Die Sockel müssen aus verkehrstechnischen Gründen und wegen der Sicherheit eine Höhe von 40 cm aufweisen und mit Leuchtreflektoren ausgestattet sein. 

Leuchtreflektoren und Kunst – beisst sich das nicht? Ruedi Mösch winkt ab: «Es braucht bei jeder Ausstellung Kompromisse. Je nach Skulptur und Standort fallen die Sockel mehr oder weniger stark auf.» Auch dass die Kunstobjekte im Grunde der Verkehrsberuhigung dienen, stört Mösch nicht: «Viele Leute sind im Städtli auch zu Fuss unterwegs.» Dass eine Skulptur im öffentlichen Raum Schaden nehmen kann, ist ein Risiko, mit dem man leben muss, findet Mösch. 

Der Standort bestimmt über die Wahl der Skulptur

Für seine temporäre Ausstellung hat der Künstler bestehende Objekte ausgewählt, die von der Grösse, vom Standort und der Topographie her passen. Während es vor der weissen Kirchenmauer auch eine höhere Skulptur sein darf, passt beim Rank eine Figur, die – von der Untergass her kommend und von unten betrachtet – besonders gut zur Geltung kommt. Die Skulptur, die den Platz vor dem Schulhaus Städtli einnehmen wird, sieht aus, als würde sie einen Ball werfen. Ein Markenzeichen von Ruedi Möschs Skulpturen ist die ribbelige Oberfläche. Der Stein wird nur mit Spitzwerkzeug bearbeitet und nicht ausgeglättet. Mösch arbeitet vorwiegend mit Pressluftwerkzeug. Eine schwere und laute Arbeit, wie sich zeigt – und sicher nicht geeignet bei Kopfweh oder Rückenschmerzen. 

Jurakalk, Möschs meistgenutztes Rohmaterial, hält sich gut und gerne mehrere hundert Jahre ohne grössere Erosion. Es kommt aber zu Ansäuerung und dadurch zu Verfärbungen an der Oberfläche. Ruedi Mösch ist im März denn auch nebst Abschlussarbeiten an der letzten Skulptur vor allem mit der Reinigung seiner bestehenden Werke beschäftigt. Dafür rückt er den Damen und Herren mit Algenmittel zu Leibe. Trotzdem – ein wenig witterungsbedingte Patina ist Teil aller Kunst, die im freien steht.

Vom Holz zum Stein gekommen

Wie er zum Stein gekommen sei, er habe doch mit Holz angefangen? «Wenn etwas draussen steht, sollte es nicht aus Holz sein, sondern aus Stein», sagt Ruedi Mösch schlicht. Er habe aber seine Anfänge mit Holz gemacht. Vier seiner Holzskulpturen, etwa «der Schwimmer» in der Badi, befinden sich an verschiedenen Standorten in Eglisau. 

Mösch arbeitet auch gerne mit anderen Materialien, so sei er im Moment zusammen mit einem befreundeten Künstler an einer Eisenskulptur und in seinem Atelierraum stehen Skulpturen aus Papier Maché, deren Oberfläche auf den ersten Blick wie Stein aussehen. «Es ist schon toll, wenn man seine Skulptur einfach so unter den Arm nehmen kann», schmunzelt Mösch. 

Ausstellung in der Begegnungszone als Heimspiel

Was bedeutet es Ruedi Mösch, in der Begegnungszone Eglisau auszustellen? «Ich bin gespannt, wie eine Spannung mit bestehenden Werken an den vorgegebenen Standorten entstehen kann und was die Ausstellung bei den Leuten auslösen wird», sagt Mösch. Ehe er seine Skulpturen montieren kann, werden Anfang April die Stahlsockel vom Werkbetrieb der Gemeinde Eglisau erstellt. Am 20. April laden die Kulturkommission und die Gemeinde Eglisau zur Eröffnung ein (siehe unten/nächste Seite).

Konzept der Wechselausstellung

Ruedi Möschs Skulpturen werden für zwölf Monate ausgestellt. Für die Zukunft ist vorgesehen, dass die Objekte jährlich ausgewechselt werden, wobei auch mehrere verschiedene regionale Künstlerinnen und Künstler gleichzeitig ihre Objekte zeigen können. Die Künstler werden durch die Kulturkommission angefragt und ausgewählt. Ein entsprechendes Reglement hat der Gemeinderat Anfang Jahr verabschiedet. Das Konzept der Wechselausstellung in der Begegnungszone wurde im Rahmen des Betriebs- und Gestaltungskonzepts Städtli erarbeitet. Dieses wurde in einem partizipativen Prozess entwickelt, der durch die Gemeinde geleitet und durch die Kommission öffentlicher Raum Kernzonen (KöRZ) intensiv begleitet worden ist. 

Bevölkerung gestaltet mit

Die Begegnungszone ist ein Projekt, das unter Mitwirkung der Bevölkerung entstanden ist. Um den partizipativen Gedanken auch in der ersten Kunstausstellung weiterzuleben, ist es der Gemeinde Eglisau gelungen, Ruedi Mösch für ein künstlerisches Experiment zu gewinnen. Der Bildhauer wird die Skulptur «Meditation», welche beim Bollwerk zu stehen kommt, zur Vollendung durch die Eglisauer Bevölkerung zur Verfügung stellen. 

Das bedeutet, dass alle Eglisauerinnen und Eglisauer, die Lust und Muse dazu haben, diese symbolträchtige Figur mitgestalten können. Die unvollendete Skulptur wird bereits am Ostermontag, 1. April, um 14.00 Uhr, vor dem Bollwerk zur Finalisierung durch die Bevölkerung aufgestellt. Ruedi Mösch stellt Werkzeug bereit, instruiert die Interessierten bei deren Handhabung und steht auch künstlerisch unterstützend zur Verfügung. 

Eröffnung am 20. April


Die Ausstellung wird am Samstag, 20. April, um 11.00 Uhr, vor dem Gemeindehaus eröffnet. Es erwartet Sie ein Rundgang durch die Ausstellung, eine Ansprache des Gemeindepräsidenten und ein Apéro, offeriert von der Kulturkommission.

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