Sanierung der Ortsdurchfahrt ist unvermeidbar - Umfahrung Eglisau bleibt höchste Priorität

  • Dossier: BGK Ortsdurchfahrt

Es sah eigentlich alles so klar aus; zuerst die Umfahrung Eglisau realisieren, dann den Transitverkehr mit flankierenden Massnahmen und der Umgestaltung Ortsdurchfahrt von Eglisau fernhalten und zu guter Letzt die Fahrzeuge ab der neuen Umfahrung Eglisau, mit dem Ausbau Chrützkreisel/Hardwald, vierspurig abfliessen lassen. «Und erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt».

Das wusste schon Wilhelm Busch Anfang des 20. Jahrhunderts zu sagen. Im Hier und Jetzt, rund 120 Jahre später, sind es genau diese Projekte, welche im Knobelbecher der Zeit arg durchgewürfelt wurden.

Ein Blick zurück

Seit den 1970er Jahren diskutiert und debattiert Eglisau wegen einer Umfahrung. Denn Eglisau ist das einzige Städtchen zwischen Zürich und der Landesgrenze, welches vom Transitverkehr direkt durchquert wird – 22’000-Mal am Tag. In Spitzenzeiten wurden auf der Rheinbrücke gar 28‘000 Fahrzeuge gezählt. Zur Verkehrsentlastung von Eglisau war bereits 1988 das Projekt Umfahrung Eglisau in den kantonalen Verkehrsrichtplan aufgenommen worden. Als 2010 die Sanierung der Ortsdurchfahrt Eglisau aufs Tapet kam, waren sich der Kanton und die Gemeinde einig: Die Sanierung sollte genutzt werden, um die Verkehrs- und Gefahrensituation in Eglisau, zeitnah und unabhängig von der Umfahrung, zu verbessern.

2014 fand eine erste öffentliche Informationsveranstaltung statt. Damals ging man davon aus, dass die Bauzeit der Ortsdurchfahrt von 2021 bis 2023 dauert. Der dringende Sanierungsbedarf von Brücke, Strasse und Werkleitungen wurde schon damals festgestellt.

Das Projekt Sanierung und Umgestaltung Ortsdurchfahrt gestaltete sich in der Folge aber komplex und als sich Anfang 2018 abzeichnete, dass der 4-Spur-Ausbau des Hardwalds der Sanierung zeitlich vorgezogen würde, war der Eglisauer Gemeinderat mit dem Realisierungszeitpunkt der beiden Projekte alles andere als glücklich. Er drängte gegenüber dem Kanton darauf, dass die beiden Projekte zeitlich abgestimmt und Lösungen für den Ausweichverkehr gefunden würden. Es dürfe nicht passieren, dass die Kapazitäten im Hardwald dereinst ausgebaut seien, bevor die Bauarbeiten für die Ortsdurchfahrt Eglisau abgeschlossen seien.

Sanierung und Umgestaltung der Ortsdurchfahrt – was beinhaltet das eigentlich?

Zum einen sind es die Werkleitungen, welche dringend ersetzt werden müssen, namentlich für Wasser und Abwasser. Die Leitungen sind teils über 70-jährig. Zur Abstützung der Rohre wurden in den 50er Jahren Holzbalken verwendet, welche nun morsch und spröde werden und sich langsam zersetzen. Dieser Zersetzungsprozess setzt Säure frei, welche die Metall-Rohre angreift und sukzessive zerstört. Die Folge davon sind Wasserrohrbrüche, wie sie in den letzten drei Jahren bereits drei Mal passiert sind.

Dann muss der Brückenkoffer saniert werden, nachdem der untere Teil der Brücke diese Prozedur bereits hinter sich hat. Das Wasser findet im Moment keinen Abfluss und zerstört mit der Zeit die Brückenpfeiler. Ebenso würden bei einem Unfall z.B. mit Treibstoff oder Chemikalien, diese nicht abgefangen, sondern direkt in den Rhein fliessen. Zudem steht die Erneuerung sogenannter Kunstbauten an der Schaffhauserstrasse an. Darunter versteht man die dringende Sanierung der abschüssigen Seite, welche das Gewicht eines Lastwagens nicht aushalten würde. Deshalb wurden dort bereits provisorische Pfosten installiert.

Bei all den anfallenden Arbeiten möchte der Kanton noch eine sogenannte Siedlungsverbesserung realisieren, welche als flankierende Massnahme beim Bau der Umfahrung so oder so nötig wäre. Das sind beispielsweise Velowege, verengte Strassenabschnitte, Lichtsignalanlagen, Temporeduktionen oder das Anlegen von Grünflächen.

Wie es nun mit der Ortsdurchfahrt weitergeht
Der Gemeinderat stellt sich zwar klar hinter das Projekt, hat aber viele Fragezeichen und ebenso viele Einwendungen zu der geplanten Ausführung der Siedlungsverbesserung. Wir werden unsere Stellungnahme ab 3. März auf www.eglisau.ch publizieren und dem Kanton zustellen. Auch haben uns über 1'200 Privatpersonen, Gemeinden, Firmen, Parteien und Organisationen rund 150 Einwendungen zukommen lassen, welche wir, zusammen mit den rund 170 Fragen und Statements aus der Informationsveranstaltung vom 18. Januar, an den Kanton weitergeleitet haben. Der Kanton wird nun die Einwendungen und Anregungen aus der Bevölkerung und die Stellungnahme des Gemeinderats prüfen und, davon gehen wir aus, in das Bauprojekt miteinfliessen lassen. Der Abschluss der Projektierung des Bauprojekts ist für Juli 2024 geplant, sodass die dreijährigen Hauptarbeiten für den Bau voraussichtlich 2026 beginnen können, gerade rechtzeitig auf das Bauende im Hardwald.

Umfahrung ist und bleibt oberstes Ziel

Oberstes und nicht zu diskutierendes Ziel muss aber die Umfahrung sein. Leider stehen wir vor der Herausforderung, dass die Umfahrung erst realisiert werden kann, wenn die Ortsdurchfahrt schon lange saniert und die Mini-Autobahn durch den Hardwald ausgebaut ist. Die zeitliche Diskrepanz lässt den Kanton nicht mehr zuwarten mit der Sanierung und einhergehender Siedlungsverbesserung. Der Kanton ist es denn auch, der dieses Projekt realisiert, plant und umsetzt. Wir fordern deshalb unmissverständlich ein, dass die Umfahrung und die Sanierung aufeinander abgestimmt und kompatibel sind.

Wir rechnen mit folgendem Zeitplan für die Umfahrung:

  • Die Vorbereitungen – Vorbeschlüsse des Regierungsrates, Richtplanäderung, Kreditvergabe – dauern bis Q2/2024.
  • Die Revision des kantonalen Richtplans und die Sprechung des Verpflichtungskredits sind auf 2025/2026 geplant. Allerdings ohne Berücksichtigung einer allfälligen Volksabstimmung.
  • Anschliessend beginnt die Ausarbeitung des Vor- und Bauprojekts, wonach noch Einsprachen möglich sind.
  • Danach kann mit dem Bau begonnen werden.
  • Aufgrund möglicher Verzögerungen und Projektrisiken ergibt sich eine geschätzte Eröffnung im Zeitraum von 2037 bis 2047.

Grafik Timeline

Man muss kein Strassenbauer oder Ingenieur sein, um zu sehen, dass dann unsere Werksleitungen, welche jetzt schon ihrem Lebensende entgegen spähen, definitiv nicht mehr halten werden. Die ganze Sanierung darf und kann nicht warten.

Bauarbeiten sind unvermeidbar

Gerne würden wir alle auch einfach mit den Fingern schnippen und über Nacht die Sanierung vollendet sehen. Leider, wie bei allen Bauvorhaben, ist dies nicht möglich. Für Eglisau, aber auch für die Nachbarsgemeinden, das lokale Gewerbe und die Bevölkerung, stellt die Bauzeit der Sanierung einen, eigentlich unhaltbaren Zustand dar. Deshalb werden wir den Kanton auffordern, mit allen betroffenen Gemeinden das Gespräch und miteinhergehend Lösungen zu suchen.

So unangenehm die Bauzeit auch wird, einen Vorteil gewinnen wir dem Vorhaben dennoch ab: die neu erwachte Mobilmachung pro Umfahrung. Die Notwendigkeit der Umfahrung ist nun definitiv bei allen Anspruchsgruppen fest verankert. Und mit dieser Zementierung findet gleichzeitig ein Paradigmenwechsel statt. Nicht nur Gemeinderat und die Eglisauer Bevölkerung fordern und unterstreichen die Wichtigkeit, dass das Projekt Umfahrung parallel zum Projekt Umgestaltung Ortsdurchfahrt mit Nachdruck verfolgt und vorangetrieben wird. Es ist nun auch ein Verdikt und die Erkenntnis von allen; dem Rafzerfeld, dem Wirtschaftsstandort Zürich Nord, ja gar dem ganzen Kanton: Umfahrung: Jetzt!

Und um diesem Vorhaben den nötigen Stellenwert zu geben, sprechen wir im Gemeinderat nicht mehr von der Umfahrung Eglisau, sondern stellen diese in den augenscheinlichen Kontext: Rheinquerung Zürich Nord: Jetzt!

Vielleicht benutzen auch Sie bereits eine entsprechende Bezeichnung? Dann lassen Sie es uns wissen. Mit einem neuen Slogan möchten wir den neu erweckten Schwung mitnehmen und aufrechterhalten.

Für Sie, für uns, für Eglisau, für das ganze Rafzerfeld, für den Kanton. Wir werden das packen!

Gemeinderat Eglisau

Verkehr_Rheinbruecke.jpg