Umfahrung Eglisau: Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht

(Editorial des Juni-Mitteilungsblattes)

Liebe Eglisauerinnen, liebe Eglisauer

Für heute einmal kein Corona-Editorial. Eine Parallele zur Bekämpfung des Corona-Virus gibt es beim Thema «Umfahrung Eglisau» allerdings schon: Auch das wird ein Marathon werden, kein Mittelstreckenlauf oder gar ein Sprint.

Am 30. April wurde an einer Medienkonferenz der Volkswirtschaftsdirektion in Zürich das Siegerprojekt des Brückenwettbewerbs vorgestellt. Es stammt aus der Feder des spanisch-schweizerischen Architekten Santiago Calatrava.

Das Projekt der Umfahrung Eglisau kämpft bekanntlich mit dem Problem, dass diese zum grossen Teil durch eine unberührte Flusslandschaft geführt werden muss. Die Landschaft ist im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN-Inventar) aufgeführt und damit bundesrechtlich geschützt. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) hat im Jahr 2015 festgehalten, dass die bisher ausgearbeiteten Varianten der Umfahrungsstrecke eine nicht akzeptable Beeinträchtigung der Landschaft darstellen würden.

Ich werde immer wieder gefragt, warum denn der ENHK so viel Gewicht beigemessen werde, schliesslich gehe es auch um den Schutz von Menschen vor Lärm und schädlichen Abgasen. Die ENHK ist eine unabhängige Kommission des Bundes. Sie ist kein Gericht. Ihre Gutachten und Stellungnahmen haben aber vor Gerichten einen hohen Stellenwert, weil sie bundesrechtlich geschützte Objekte vor unzulässigen Eingriffen schützen muss. Die ENHK macht keine Güterabwägungen, etwa zwischen dem Eingriff in eine sensible Landschaft und dem Schutz der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Verkehrs. Eine solche Güterabwägung würde das Bundesgericht machen, wenn es Einsprachen gegen eine Umfahrung behandeln müsste.

Weil man bei der Projektierung der Umfahrung Eglisau den vielen Anforderungen des Landschaftsschutzes gerecht werden muss, hatte die Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh im März 2019 einen Brückenwettbewerb lanciert. Es sollte im Rahmen eines Wettbewerbs ein breites Spektrum an Lösungsvorschlägen ausgearbeitet werden. In einer ersten Phase wurden aus zwölf Bewerbern vier Projektteams für die Teilnahme am Wettbewerb ausgewählt. Aus diesen vier Beiträgen wurde schliesslich das Siegerprojekt erkoren. Ich selber hatte Gelegenheit, in der Jury mitzuwirken und war sehr beeindruckt von der Qualität und der Vielfalt der Lösungsansätze, die Brücke möglichst gut in die ruhige Flusslandschaft zu integrieren.

Nun besteht die Umfahrung ja nicht nur aus einer Brücke über den Rhein. Die Brücke muss mit Anschlussbauwerken an den Kreisel beim Hardwald und an den nördlichen Dorfrand von Eglisau angebunden werden. Die Linienführung dieser recht langen Anschlussbauwerke ist für die Akzeptanz in Eglisau von grosser Bedeutung. Insbesondere dem Lärmschutz muss sehr grosse Beachtung geschenkt werden. Der Gemeinderat und auch der Verein Umfahrung Eglisau werden sich in diesem Sinne für eine gute Lösung einsetzen.

Wie geht es weiter? Es wird nun bis ca. Ende 2020 eine Projektstudie für ein vollständiges Vorprojekt der Umfahrung erstellt, und zwar inklusive Kostenschätzung. Dieses Vorprojekt soll dann in Eglisau in einer öffentlichen Informationsveranstaltung präsentiert werden.

Im Jahre 2021 wird der Regierungsrat des Kantons Zürich einen Grundsatzentscheid zum Vorprojekt fällen. Der nächste wichtige Meilenstein wird dann eine kantonale Volksabstimmung zu einem konkreten Projekt sein. Der Marathon wird uns also noch einiges an Ausdauer und Durchhaltewillen abverlangen.

Zum Schluss doch noch ein Wort zur Corona-Krise: Beachten Sie weiterhin die Abstandsregeln und Hygienemassnahmen! Diese zeigen eine positive Wirkung und erlauben den Übergang in eine neue Normalität mit weniger Einschränkungen. Wir dürfen diesen Erfolg auf keinen Fall gefährden. Bleiben Sie gesund und guten Mutes!

Peter Bär/Gemeindepräsident